Donnerstag, 29.10.2020, 3:15 Uhr, Teamhotel des WAC in Rotterdam: Knallerei und Feuerwerk am Vorplatz unseres Hotels. Der Grund dafür ist nicht der Geburtstag unseres Physiotherapeuten Joseph „Seppi“ Rainer, sondern Feyenoord-Fans, die unseren Wölfen den Schlaf vor diesem wichtigen Spiel rauben wollten.
Diesen Geburtstag wird „Seppi“ nicht so schnell vergessen, aber alles der Reihe nach. Am Mittwoch machte sich das Team inklusive Delegation vom Airport Klagenfurt auf den Weg nach Rotterdam. Dort angekommen bezog man das Quartier und stärkte sich mit einem Mittagessen, bevor es am Abend ins „De Kuip“ zum Abschlusstraining ging. Bei starkem Regen und Wind, aber perfekten Rasenbedingungen ahnte noch niemand, dass hier in 24 Stunden Erinnerungen an Gladbach wahr werden.
„An diesem Abend wurde ein Kindheitstraum wahr. In diesem riesigen Stadion Teil eines so historischen Erfolges zu sein. Es fehlten einzig und allein die Fans auf den Tribünen.
Joseph Rainer, Physiotherapeut
Nach dem Spiel sang mir die gesamte Mannschaft im Spielertunnel noch ein Ständchen. Solche Momente werde ich sicher niemals vergessen.“
Traum von Rotterdam
Am Frühstückstisch merkte man niemanden etwas von der nächtlichen Knallerei der holländischen Fans an. Voll ausgeruht ging es danach auf einen Trainingsplatz, um das obligatorische Aktivieren zu absolvieren.
Acht Stunden später stand es nach 13 Minuten bereits 2:0 für die Wölfe, nachdem Michael Liendl zweimal vom Elfmeterpunkt erfolgreich war. Ein weiterer Treffer vom Kapitän – der danach zum Europa League Spieler der Woche gewählt wurde – und ein Treffer von Dejan Joveljic besiegelten den 4:1 Auswärtserfolg.
Nicht auszudenken, was nach Schlusspfiff in diesem Stadion mit Fans abgegangen wäre. Der Unmut der holländischen Fans verlagerte sich aus diesem Grund auf das Instagram-Profil unserer Nummer 24 Christopher Wernitznig, der mit zwei herausgeholten Elfmetern der Sündenbock für die Feyenoord-Anhänger war. Zigtausende Kommentare erhielt unser „Wuschi“ direkt nach Abpfiff unter seinen Instagram-Fotos und avancierte über Nacht zum „heimlichen“ Influencer.
„Direkt nach dem Abpfiff hatte ich bereits tausende Kommentare und mein Handy hat durchgehend vibriert. Ich habe die Push-Nachrichten ausschalten müssen. Ich habe die ganze Sache eher locker aufgenommen und habe mich dadurch nicht verunsichern lassen.“
Christopher Wernitznig
Der Stimmung in unserer Mannschaft tat dies keinen Abbruch. Ein Gesicht überstrahlte jedoch das aller anderen: So ein „Geburtstagsgeschenk“ bekommt man nicht jedes Jahr. Mit einem – gesanglich ausbaufähigen – „Happy Birthday lieber Seppi“ ging es vom Spielfeld in die Kabine.
Eine ganz andere Situation erwartete uns vor dem nächsten Spiel in Zagreb. Warum plötzlich unsere Teamarzt im Mittelpunkt des Geschehens stand, lest ihr in der nächsten Ausgabe von „Reise durch Europa“.